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10.12.2024 um 19.00 Uhr 

Öffentliche Ortsbeiratssitzung Kleinleipisch

Zur Geschichte von Kleinleipisch

Für die recht frühe Besiedlung dieses Gebietes spricht, dass vor dem Aufschluss der Tagebaue in Hügelgräbern bei Kleinleipisch und weiteren Fundplätzen in Richtung Koyne und Lauchhammer zahlreiche Gegenstände aus der Bronzezeit von 1400 bis 400 v. Chr. gesichert wurden. Unabhängig davon ist anzunehmen, dass der Ort, wie eine Reihe umliegender Ortschaften auch, in der Siedlungsepoche um 1200 an Bedeutung gewann.

 

Kleinleipisch wurde erstmals 1418 schriftlich erwähnt. Zum heutigen Zeitpunkt hat der Stadtteil 915 Einwohner (Stand: 01.01.2007). Das erste Einwohnerverzeichnis stammt aus einer Großenhainer Kirchenmatrikel aus dem Jahre 1575. Darin werden 20 Hüfner, 1 Viertelhüfner und 9 Häusler aufgeführt. 1836 wurden nur 4 Familien mehr registriert. 1907 waren es 784 Einwohner.

 

Die Umgebung des Ortes galt schon immer als sehr waldreich. Auch der Ort selbst macht seinem Namen alle Ehre. Der Name Kleinleipisch ist möglicherweise aus dem wendischen "ljub" - ‘geliebt’ abgeleitet. Die Ortsbezeichnung wandelte sich im Verlaufe der Jahrhunderte von Lubicz, Liepschk, Leipisch zur heutigen Form. Entlang der alten Dorfflur und der Bockwitzer Straße wachsen zahlreiche Linden, am nordwestlichen und südöstlichen Eingang prächtige Eichen, die unter Naturschutz stehen. Ein Graben durchzog früher die mit Obstbäumen bepflanzte Flur. Ebenso wie Mückenberg, Bockwitz und Grünewalde trug das Siegel der Gemeinde Kleinleipisch das Einsiedlersymbol bis zum Rumpf und darunter die Grafenkrone. Rechts und links vom Einsiedler ist eine Kornähre zu finden. Die Erklärung hierfür liefert uns Otto Bornschein, Heimatforscher und ehemals Lehrer im Ort. Er schrieb in seiner "Heimatkunde des Kreises Liebenwerda", dass Kleinleipisch in einer fruchtbaren Talmulde lag, die sich zwischen Butterberg und Bramberg (132 m hoch) erstreckte. Weiter Richtung Norden erhob sich der Schlaue Berg mit einer Höhe von 147 m. Der Bramberg und der Schlaue Berg existieren heute nicht mehr. Die heimische Flur hatte den besten Boden. Kleinleipisch war das Korndorf und lieferte das beste Getreide des Mückenberger Ländchens. Die Bauern galten als reich. Nicht zuletzt war der Wohlstand darauf zurückzuführen, dass die Hufen bei Vererbung nicht geteilt wurden (Erbhof). Auch der umfangreiche Holzbestand und der Holztransport boten eine besonders gute Einnahmequelle. Über natürlich und künstlich geschaffene Wasserwege wurde in Lohnarbeit Holz geflößt oder durch Pferde in die umliegenden Orte transportiert. So wurden z.B. beim Bau der Glashütte Friedrichsthal in einem Winter 400 Taler verdient. Die Viehzucht war Hauptnahrungsquelle. Deshalb war der Besitz von Hutungen für die Einwohner von großer Bedeutung. Die Gutsherrschaft stellte dem Ort 2.200 Morgen zur Verfügung und erhielt dafür das Recht zur Schafhütung auf den Feldern nach der Ernte. Später wurden die Hutungsrechte zwischen Gutsherrschaft und Gemeinde abgelöst. Jedes der frühen Hufengüter hatte einen großen Möhrengarten, der mit langen Stangen eingezäunt war. An diesen wurde Hopfen gezogen, der in der Mückenberger Brauerei guten Absatz fand.

 

Im Jahre 1596 errichtete die Herrschaft von Mückenberg, die Schleinitze, ein Vorwerk von 3 Hufen, welches nach dem 30jährigen Krieg auf 5 Hufe erweitert wurde. Der Nutzen war sehr gering, und so wurde es 1678 parzelliert und wieder mit Untertanen besetzt. Der Weg aus dem Ort nach dem Butterberg führte unweit vom Latkenteich und dem Butterteich über die Försterei zur Ziegelscheune. Zur Zeit der Löwendahlschen Herrschaft legten die Bewohner von Kleinleipisch an den Nordhängen des Butterberges Weingärten an. Es kam jedoch zu keiner Ernte, denn die Herrschaft von Mückenberg hatte das Recht, nach eingebrachter Ernte auf den Feldern zu hüten. Die Weingärten, die vorher Felder waren, standen der Schafzucht im Wege. So wurde angewiesen, die Weingärten wieder zu roden. Nördlich von Kleinleipisch, zwischen Koynhammer, Schlauem Berg und Bramberg lag die Kleinleipischer Heide. Im Nordwesten gab es den "Wüsten Teich", um den nach der Reformation ein langjähriger Prozess geführt wurde, den erst der Oberhofmarschall von Löwendahl für sich entscheiden konnte. Deshalb nannte man das Holzrevier nördlich des Teiches im Volksmund ,,Streitholz". Hieraus wurde Holz zum Bau des Schlosses Mückenberg verwendet. Um den ,,Wüsten Teich" ranken sich viele Sagen und Merkwürdigkeiten. Ein erster urkundlicher Hinweis findet sich in der Urkunde von "Buckewitz" aus dem Jahre 1267. Die Stämme in diesem See oder Teich sollen im Schlamm fünffach übereinander gelegen haben. Der Teich soll wüst gegangen sein, weil seine Quelle versiegte oder umgeleitet wurde. In alten Zeiten soll ein Kirchsteig darüber hinweg geführt haben, der aus den später wüst gegangenen Dörfern Wergen (nach 1300 wüst gegangen) und Nausorge nach der Bockwitzer Kirche geführt haben soll. Eine Neuanlage des Teiches durch die Herrschaft derer von Einsiedel im Jahre 1778 führte zu keinem Erfolg mehr. Ostwärts führte ein Weg aus dem Ort Kleinleipisch zum sechsarmigen Wegweiser. Er stand 1,4 km in Richtung Kostebrau und zwar an einem Punkt gelegen, wo sechs Wege nach allen Seiten abzweigten: nach Kostebrau, Lauchhammer, Bockwitz, Kleinleipisch, Finsterwalde und Gohra. 1931 wurde durch die Fürsprache des Hüttenmeisters Pühler der sechsarmige Wegweiser erneuert. Aus einem Zementsockel ragte eine ungefähr 3 Meter hohe starke Holzsäule. Nach jedem der 6 Wege zeigten 2 verschieden große Arme mit der Angabe der Entfernungen. Dazwischen befand sich eine Holzscheibe, die durch ein Symbol, welches auf Besonderheiten der einzelnen Orte, deren wirtschaftliche Bedeutung und landschaftliche Schönheit hinwies, z.B. Lauchhammer - den Hammer des Eisenwerkes, Bockwitz - das Brikett mit der Aufschrift Bubiag. Auf den beiden Armen, die nach Westen zeigten, stand die Entfernung nach Kleinleipisch und Grünhaus. Die Scheibe dazwischen zeigte einen balzenden Auerhahn. Diese selten gewordenen Vögel waren noch im Revier zu Hause. Die beiden Arme in Richtung des Finsterwalder Weges trugen auf dem erneuerten Wegweiser keine Ortsbezeichnung, sondern die Inschrift: "Es war einmal" und "früher Finsterwalde", da der Weg der Kohle zum Opfer gefallen war. Auf diesem Weg wurde einst der Eisenstein aus dem Finsterwalder Revier zum Hochofen nach Lauchhammer gebracht.

 

Verfasser: Gerlinde Michaelis

Kultur- und Heimatverein Lauchhammer

Quelle: https://www.lauchhammer.de/2426.0.html

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